BAHNBETRIEBSWERK STASSFURT
Die Geschichte des Vereins
Das ehemalige Bahnbetriebswerk (Bw) Staßfurt, das heute eines der bekanntesten deutschen Eisenbahnmuseen beherbergt, kann auf eine 160-jährige Geschichte zurückblicken. Die Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft (MCHLE) nahm 1857 in Staßfurt die ersten Lokbehandlungsanlagen in Betrieb. In den Jahren 1865/66 ließ die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn-Gesellschaft (MHE) eine zweite Lokremise errichten. Beide Anlagen unterstanden ab 1880 der Preußischen Staatbahn. Zwischen 1899 und 1902 entstand auf der Gemarkung der anhaltischen Gemeinde Leopoldshall eine neue Betriebswerkstätte (Bwst). Allerdings besaß die Bwst Staßfurt, die ab 1921 als »Bahnbetriebswerk« (Bw) bezeichnet wurde, nur lokale Bedeutung. Ab 1. Januar 1969 war Staßfurt eine Einsatzstelle (Est) des benachbarten Groß-Bw Güsten.
Bereits in den 1980er-Jahren war die Est Staßfurt Eisenbahnfreunden im In- und Ausland ein Begriff. Seit 1982 setzte die Dienststelle die imposanten Dampflokomotiven der Baureihe 41 im Personen- und Güterzugdienst ein. Außerdem waren in der Est Staßfurt Maschinen der Baureihen 44 und 50.35 stationiert.
Die Eisenbahner empfingen die Dampflokfreunde mit offenen Armen. Im Gegensatz zu ihren Kollegen in den meisten anderen Dienststellen legten die Mitarbeiter der Est Staßfurt die Bestimmungen der Deutschen Reichsbahn (DR) zum Betreten des Betriebsgeländes und zum Fotografieren äußerst großzügig aus. Hatte sich der Eisenbahnfan in der Lokleitung gemeldet, erhielt er vom Dienst habenden Eisenbahner eine kurze Arbeitsschutzbelehrung. Anschließend konnte sich der Fotofreund in Begleitung eines Lokführers oder Schlossers frei auf dem weiträumigen Gelände bewegen und nach Herzenslust fotografieren.
Mit dem fortschreitenden Traktionswechsel suchten in den 1980er-Jahren Dampflok begeisterte Eisenbahner in der Reichsbahndirektion (Rbd) Magdeburg nach einer Möglichkeit, neben den offiziellen Museumsfahrzeugen der DR auch andere für den Direktionsbereich typische Dampfloks in einem so genannten Traditions-Bw zu erhalten und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Est Staßfurt war geradezu ideal für dieses Vorhaben. Die baulichen Ablagen befanden sich noch weitgehend im Originalzustand und die gesamte für den Dampflokbetrieb notwendige Infrastruktur war vorhanden. 1987/88 trafen mit 01 005 und 65 1049 die ersten Museumsfahrzeuge in Staßfurt ein. Ein Jahr später luden das Bw Güsten und die Rbd Magdeburg zum ersten Dampflokfest in der Est Staßfurt.
Nach der Wende musste ein neues Konzept für den Erhalt und den weiteren Ausbau des Traditions-Bw Staßfurt gefunden werden. Dies führte schließlich am 30. Oktober 1990 zur Gründung des Vereins »Eisenbahnfreunde Traditionsbahnbetriebswerk Staßfurt e.V.«, der am 25. September 1991 in das Vereinsregister eingetragen wurde. Nach der Schließung der Est Staßfurt im September 1992 erwarb der Verein Anfang 1994 die Immobilie. Parallel dazu übernahm der Verein zahlreiche Fahrzeuge, die den Grundstock für das heute weithin bekannte Eisenbahnmuseum bildeten. Zu den alljährlichen Dampflokfesten reisen zahllose Besucher nach Staßfurt, um das Flair einer längst vergangenen Eisenbahnepoche erleben zu können.
Zu den Glanzstücken der Staßfurter Sammlung gehören die Dampfloks 01 005, 41 231, 44 1182, 44 1486, 50 3695 und 52 8184. Die Besucher können außerdem 18 Diesellokomotiven verschiedener Baureihen und Leistungsklassen, den ehemaligen Diensttriebwagen der Rbd Magdeburg (VT 135 054), die Elektrolok E 04 07, zwei Dampfspeicherloks, ein Akku-Schleppfahrzeug sowie eine Dampfschneeschleuder bewundern. Des Weiteren betreuen die Eisenbahnfreunde des Traditions-Bw Staßfurt einen umfangreichen Wagenpark. Für den »Salzland-Express«, mit dem verschiedene Sonderfahrten angeboten werden, stehen vier Reisezug-, ein Speise- sowie ein Packwagen zur Verfügung.